Tradition trifft Innovation – Alumni der Informatik Dortmund e.V. besuchen Daimler in Stuttgart

Insgesamt 37 Studierende und ehemalige Absolventen des Informatikstudiums an der TU Dortmund fanden das von Daimler organisierte Programm so ansprechend, dass sie sich auf den Weg nach Sindelfingen aufmachten. Hier sahen sie, dass Tradition und Innovation sich gut ergänzen können. Von der spannenden Werksführung durch die Produktionshallen, über den Besuch des Forschungscampus „ARENA2036“ bis hin zum „Automatisierten Parken“ in der Tiefgarage und abschließender Führung durch das Mercedes-Benz Museum, wir erhielten ein rundes Gesamtpaket, das uns von heute in die Zukunft und von da in die Vergangenheit der Automobilindustrie führte.

 Vor dem Mercedes-Kundencenter in Sindelfingen: Die Alumni der Informatik Dortmund

Vor dem Mercedes-Kundencenter in Sindelfingen: Die Alumni der Informatik Dortmund
 

Die Idee für diese Exkursion entstand nach dem Dortmunder Alumni-Tag, der unter dem Motto „Wohin lenkt uns die Automobilität?“ stand. Wolfgang Höfs, Vorstandsmitglied der Alumni der Informatik Dortmund, sprach mit der Daimler AG. Es entstand das anderthalbtägiges Programm rund um das Thema „IT in der Automobilindustrie“.

So ging es Sonntagnachmittag los. Treffpunkt war unterhalb der Mensa an der TU Dortmund. Etwas getrübt war die Anreise durch die Niederlage der deutschen Nationalmannschaft gegen Mexiko während der Fussball-WM in Russland. Aber so war es immerhin nicht schlimm, dass wir das Spiel wegen unserer Fahrt nach Stuttgart nicht live im TV sehen konnten. Nach einem guten Abendessen ging es zum Hotel und wir waren gespannt auf den nächsten Tag bei Daimler.

Ein Mercedes: Qualität, Handarbeit und moderne Automatisierungstechnik

Einen herzlichen Empfang erhielten wir am kommenden Morgen durch Anja Misselbeck und Dirk Weigand, die im Bereich Politik und Außenbeziehungen von Daimler arbeiten, im Mercedes-Kundencenter in Sindelfingen. Nach einem kurzen Überblick ging es dann direkt in medias res mit einer Werksführung los.
 
 
Wir waren zuerst im Rohbau mit über 90 Prozent automatisierten Produktionshallen. Bestückt mit in Gruppen angeordneten funkensprühenden Robotern. Dann sahen wir den S-Klasse Montagebereich. Da rollte beispielsweise vor den Mitarbeitern zur Weiterverarbeitung der 6-Zylinder Maybach für den chinesischen Markt vorbei. Oder das S-Klasse Coupe für den US-Markt. Und zu guter Letzt die „Hochzeit“: in der Automobilindustrie bis heute die Bezeichnung für das Zusammenführen von Karosserie und Motor.
 

Forschungscampus Arena 2036: Weitere Schritte in die Zukunft der Automobilindustrie

 
Nach dem Mittagessen im Kundencenter mit guten Gesprächen ging‘s per Bus weiter nach Stuttgart-Vaihingen auf das Gelände der Universität in den „ARENA2036“-Forschungscampus für Mobilität und Forschung. Das Akronym ARENA steht für Active Research Environment for the Next Generation of Automobiles. „2036 ist das 150-jährige Jubiläum des Automobils“ klärt mich eine Broschüre auf. Die Forschungsbereiche „Mobilität 2036“, „Produktion2036“, „Arbeit2036“ und „Digitalisierung2036“ stehen im Fokus und werden von Experten entwickelt.
 
 
„War ich bisher eher etwas enttäuscht von der zwar spannenden, aber eher konventionellen Werksführung mit dem „alten, hergebrachten“ Auto im Mittelpunkt“, erläutert Alumni Mahmut Can, Geschäftsführer eines Software-Unternehmens und als Dipl.-Ing. gestandener Absolvent der Informatik an der TU Dortmund, „bin ich mit dem weiteren Programm insbesondere der Arena 2036 voll auf meine Kosten gekommen. Im Mittelpunkt wurde jetzt nicht zuletzt der Paradigmenwechsel in der Automobilindustrie in Szene gesetzt: mit neuen technologischen Innovationen und strategischen Konzepten.“ 
  
Nach einer Führung durch die Forschungsfabrik konnten wir uns bei mehreren Vorträgen „ausruhen“, aber nicht einschlafen. Zuerst bekamen wir einen Eindruck von der Innovationsplattform „STARTUP AUTOBAHN“, die im Forschungslab der ARENA2036 zur Zeit 31 Startups mit anderen Unternehmen zusammenbringt, um deren innovative Ideen zu Mobilität zu entwickeln.
 
 
Auf mich – und ich glaube auch auf einige andere unserer Gruppe - hat der anschließende Vortrag über „Künstliche Intelligenz im Automobilbereich“ großen Eindruck gemacht. Nichts als Mathematik und Statistik!, hahaha. Vielleicht verstehe ich jetzt die Inhalte von Frank Schätzings neuem Roman „Die Tyrannei des Schmetterlings“ besser und kann entsprechende Kritik üben.
 
Der nächste Vortrag über „Intelligentes Fahren – Auf dem Weg zum Autonomen Fahren“, gab interessante Einblicke über die Effektivität von Fahrerassistenzsystemen. Tenor von Daimler: Sie geben Sicherheit und bieten dem Fahrer Entlastung. Das kann man im Verkehr von Stuttgart gut nachvollziehen.
Michael Ratke, Informatikstudent im 6. Semester und Mitglied der Alumni, bewertete Organisation und Abfolge der Exkursion als rund und sehr gelungen. Manchmal waren ihm die Vorträge etwas zu sehr an der Oberfläche bleibend. „Ich hätte mir noch konkretere Beispiele für die Einsatzmöglichkeiten, Herausforderungen und Praxisnähe für Informatiker gewünscht. Der Workshop bei Mercedes Vans war in dieser Hinsicht aufschlussreicher“. 
 
Mit Interesse hörten unsere Studenten dem abschließenden Vortrag einer HR-Expertin von Daimler über die Einstiegsmöglichkeiten bei der Daimler AG. Ob Praktika, Trainee oder Direkteinstieg, alles ist möglich und Informatiker sind besonders gefragt. Eine Teilnahme an der durch unsere Alumni der Informatik zusammen mit der TU Dortmund in 2019 durchgeführte REALITY Job-Messe für Informatik und IT könnte sie sich daher gut vorstellen.
„Ich fände es gut, nach meiner Bachelor-Arbeit in dem neuen Trainee-Programm der Daimler AG zu starten und werde mich dafür im September bewerben“, erklärt Kimia Karajibani, Bachelorstudentin für Informatik an der TU Dortmund. Sie freute sich über den konstruktiven Austausch mit den Daimler-Experten, hätte sich allerdings persönlich mehr konkrete Trainingsmöglichkeiten gewünscht. 
 

Zukunft und Vergangenheit an einem Standort

Das Programm des folgenden Tages, bevor es gegen 13:30 Uhr wieder ins Ruhrgebiet zurückgehen sollte, hatte es in sich. Zuerst fuhren wir von Sindelfingen circa eine Stunde nach Stuttgart-Wangen.

In Stuttgart-Wangen empfing uns in schönster Werkstatt-Atmosphäre das Team der strategischen Zukunftsinitiative adVANce von Mercedes-Benz Vans, um in einem knapp zweistündigen Workshop mit uns IoT-Anwendungen bei VANs zu diskutieren. Da rauchten die Köpfe, aber klar, dass man Fragestellungen und Lösungsmöglichkeiten nur anreißen konnte. Die Resonanz war aber überwiegend positiv.
 
 
Dann ging es weiter in die Mercedesstraße in Stuttgart zum Mercedes-Benz Museum. Ein imposanter Bau. Wir trafen uns erst einmal in der Tiefgarage zu einer Vorführung des automatischen Einparkens. „Automated Valet Parking“ hat Bosch im Auftrag von Daimler entwickelt. Als Passagier auf dem Autorücksitz konnten einige von uns sich fahrerlos einparken lassen – in der öffentlich genutzten Museums-Tiefgarage – der Platz hinter dem Lenkrad blieb leer.
 
 
 

Krönender Abschluss war dann eine Führung durch den Museumsbereich. Nicht nur die Historie des Automobils und die tollen Oldtimer, die uns erwarteten, machten den Besuch zu einem Highlight. Vielmehr schaffte es der Daimler-Museumsexperte in atemberaubender Schnelligkeit – die Zeit drängte – uns nicht nur einen Überblick der Exponate zu vermitteln, sondern uns auch mit seinem Daimler-Mercedes-Spirit zu begeistern. O-Ton eines Studenten: „ Hätte nie gedacht, dass eine Museumsführung so kurzweilig, interessant und lustig sein kann.

Das war es, mit Lunchpaketen entlassen, ging es zurück nach Dortmund.

 

Text: Sabine Klug